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Pointierte Ursachenforschung
Unsere Gesellschaft ist in die Narzissmus-Falle geraten. Solange wir
keine Mittel und Wege finden, den Narzissmus und die ihm zugrunde
liegende Bedürftigkeit zu zähmen, so lange gleichen alle unsere
Versuche, die Krise zu überwinden und die gesellschaftlichen
Verhältnisse doch noch zum Besseren zu verändern, einem Stühlerücken
auf der Titanic. Gier – den Hals nicht voll kriegen zu können, so
lautet die mit Abstand häufigste Antwort auf die Frage nach der
tieferen Ursache der Krise unseres Finanz- und Gesellschaftssystems.
Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz gibt sich mit dieser Antwort
nicht zufrieden. Gier, sei es nach Geld oder anderen
Lebensvorteilen, so kann er zeigen, ist Ausdruck einer
narzisstischen Störung. Der narzisstische Mensch ist im Kern ein um
Anerkennung ringender, stark verunsicherter Mensch. So tut er alles,
um die Bestätigung, die er zum Leben braucht, zu erhalten. Diese
narzisstische Kompensation bedarf ständig erweiterter Ablenkung
durch Konsum, Besitz, Animation und Aktion. Gier ist keine
spezifische Charaktereigenschaft etwa von Bankern oder lediglich
Folge falscher Anreize: Für Maaz ist sie ein zentrales Symptom der
narzisstischen Bedürftigkeit der meisten Bürger der westlichen
Konsumgesellschaften. Besonders ausgeprägt ist sie allerdings bei
den Trägern gesellschaftlicher Macht anzutreffen: bei Politikern,
Managern und Stars.
Hans-Joachim Maaz, seit 40 Jahren praktizierender Psychiater und
Psychoanalytiker, war lange Zeit Chefarzt der Klinik für
Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekrankenhauses Halle
ISBN: 3423348216
EAN: 9783423348218
Ein Psychogramm.
dtv Verlagsgesellschaft
1. August 2014 - kartoniert - 236 Seiten
10,90 € |