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Das
furchtbare Rädchen im Getriebe
Mit Der Untertan ist Heinrich Mann zweierlei gelungen: ein
satirischer Rundumschlag gegen das Deutsche Reich unter Wilhelm II.
und eine detaillierte Studie über einen ganz bestimmten Charakter.
Manns Antiheld Diederich Heßling verehrt die Macht aufgrund eigener
Schwäche. Demütig unterwirft er sich, gnadenlos unterwirft er
andere, noch Schwächere. Damit ist er für den vom Kaiser gelenkten
Obrigkeitsstaat das ideale Rädchen im Getriebe. Mit pointierter
Schärfe schildert Mann Nationalismus und Militarismus,
Scheinheiligkeit und Geldgier und zeigt den Untertan Heßling als
furchtbares Allroundtalent inmitten einer moralisch verkommenen
Gesellschaft. 1918 als Buch veröffentlicht, wurde der Roman zum
bitter-komischen Abgesang auf eine untergegangene Epoche und
entfaltete zugleich sein prophetisches Potenzial: Auf Weltkrieg und
Nationalsozialismus schien Der Untertan bereits vorauszublicken.
Kein Wunder, dass die Nazis das Buch verbrannten. Die deutsche
Mentalität hat sich inzwischen mit Sicherheit gewandelt, aber Manns
Meisterwerk besticht weiterhin durch seine Mischung aus analytischer
Kraft und erzählerischem Witz.
Portrait
Heinrich Mann, 1871 in Lübeck geboren, begann nach dem Abgang vom
Gymnasium eine Buchhhandelslehre, 1891/92 volontierte er im S.
Fischer Verlag. Heinrich Mann hat Romane, Erzählungen, Essays und
Schauspiele geschrieben. 1933 emigrierte er nach Frankreich, später
in die USA. 1949 nahm er die Berufung zum Präsidenten der neu
gegründeten Akademie der Künste in Ost-Berlin an, starb aber 1950
noch in Santa Monica/Kalifornien.
ISBN: 3596136407
EAN: 9783596136407
Roman.
'Fischer Taschenbücher Allgemeine Reihe'.
21. Auflage.
FISCHER Taschenbuch
30. November 1997 - kartoniert - 496 Seiten
11,00 € |